Erinnerungen
Liebt Ihr Eure Erinnerungen?
Wahrscheinlich fallen die Antworten sehr unterschiedlich aus.
Die einen werden mit „Ja“ antworten. Sie kehren freudig und gern in ihre Vergangenheit zurück. Man könnte sie als glückliche Nostalgiker bezeichnen.
Die anderen, zu denen ich mich zähle, haben große Vorbehalte. Wir vermeiden es, uns allzu lange in der Erinnerung aufzuhalten. Wir steigen nur selten und sehr vorsichtig in die dunklen Archive der Vergangenheit hinab.
Warum? Weil dort Gespenster lauern. Sie quälen uns mit sinnlosen Fragen und Anschuldigungen: Warum hast du damals nicht Psychologie studiert? Du hättest viel öfter mit deiner Mutter sprechen sollen. Wo ist deine Jugend hin? Sinnlos sind solche Fragen und Anschuldigungen deshalb, weil sie zu nichts führen. Sie sind aber auch gefährlich, weil sie uns in depressive Zustände versetzen können.
Katrin Passig schreibt, dass die Erinnerung ein Spülbecken voller Schaum ist, in das man nicht unvorsichtig hineingreifen sollte. Es sind scharfe Messer drin.
Aber manchmal hole auch ich, als überzeugter Vergangenheitsverweigerer, ein paar schöne Erinnerungsstücke hervor und erfreue mich an ihnen; zum Beispiel in der Weihnachtszeit. Dabei achte ich aber darauf, nicht in ein Messer zu fassen.
Euch allen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Kurt20
Kommentare (13)
@Sommerzauber
06. Oktober 2025
Liebe Katharina,
danke für Deinen anregenden Kommentar.
Du schreibst: "Den Kopf in den Sand" zu stecken, das bringt wirklich nix.
Ich denke, dass stimmt meistens, aber nicht immer. Dazu folgende Geschichte:
Vor einigen Jahrzehnten habe ich einen großartigen Menschen kennengelernt, Hans. Wir waren gut befreundet und haben uns oft getroffen. Er wohnte in Frankfurt, quasi direkt vor meiner Haustür. Leider ist er vor ein paar Jahren gestorben.
Hans war im DDR-Knast, weil er bei der „Nationalen Volksarmee“ zum Dienst an der Thüringer Grenze verdonnert wurde. Dort hat er immer wieder Leute in den Westen geschleust, bis er erwischt wurde. Nicht gegen Geld, er war eben ein (viel zu) guter Kerl.
Nach ein paar Jahren wurde Hans von der Bundesrepublik freigekauft, wie das damals oft praktiziert wurde.
Jetzt zum Kern der Sache:
Hans kam nach der Wende auf die Idee, „Spurensuche“ zu betreiben, wie er das nannte. Er ist dann losgedampft, hat ausführlich seine Stasi-Akten studiert und dann mit dem Auto alle möglichen Stationen aus seiner Zeit bei der NVA abgeklappert.
Das ist ihm nicht gut bekommen und hat ihn, sensibel wie er war, in eine langanhaltende, ziemlich düstere Befindlichkeit gestürzt (wahrscheinlich eine echte Depression).
Ohne ein Spezialist zu sein wage ich zu behaupten: Es wäre ihm besser bekommen, hätte er den ganzen Mist vergessen.
Das ist für mich ein Beispiel dafür, dass es manchmal besser ist, den „Kopf in den Sand“ zu stecken, anstatt in der Vergangenheit herumzuwühlen.
Aber vielleicht habe ich ja auch unrecht.
Ich bin jedenfalls froh, dass es mir gelingt, mich aus der Vergangenheit weitgehend fernzuhalten. Ab und zu ein paar schöne Erinnerungen – ja.
Aber ansonsten: Was vorbei ist, ist vorbei. Was kommt, weiß ich nicht. Zu meinen Enkelinnen sage ich ab und zu: „Hier spielt die Musik, meine Damen“.
Herzliche Grüße
Kurt
Ja, lieber Kurt...da sind die Antworten sicherlich unterschiedlich..., vielleicht hängt das auch damit zusammen, was für ein Mensch man ist...
Ich lebe im Jetzt und Hier, hin und wieder aber verschlägt es mich in die "Vergangenheit". Meist durch Anstöße, wie z.B. Musik, Urlaube und Erinnerungen an die Umgebungen, Menschen u.v.a.m. Es gibt nun mal nicht nur schönes, sondern auch Begebenheiten, die einen fürs Leben prägen. Das alles gehört einfach zum Leben !
Das mache ich auch gerne und "hänge" dann auch etwas fest..., genieße es, mit gehörigem Abstand (vielleicht) heute manches ganz anders zu sehen. Alles ist möglich..., ich finde dann auch, dass ich mich dabei "erwische", heute milder drauf zu schauen..., der Abstand macht es möglich und das ist doch auch gut so, finde ich. Man ist im "Alter" gelassener, sieht vieles eben auch nicht mehr so, wie in jüngeren Jahren.
Lange halte ich mich aber nie in der Vergangenheit auf, die Gegenwart ist oft anstrengend genug und muss tagtäglich bewältigt werden....stimmts...? Ja...so ist das alles...
Kristine dankt für die Anregungen
@werderanerin
Liebe Kristine,
wir liegen auf einer Wellenlänge.
Die Geschichte von meinem Freund Hans, die ich vorhin an Katharina geschickt habe, erklärt, weshalb ich mich bevorzugt im Jetzt und Hier aufhalte.
Aber damit will ich keinesfalls sagen, dass dass für jede/jeden eine gute Idee ist. Dazu sind wir alle viel zu unterschiedlich, was ja gut ist. Anderenfalls wäre das Leben ziemlich langweilig.
In diesem Sinne, gute Nacht und
herzliche Grüße
Kurt
Hallo Kurt,
manchmal ist man ja selber überrascht, wenn uralte Erinnerungen so ganz plötzlich und unverhofft auftauchen. Hervorgerufen durch einen Song, einem Duft, oder auch nur durch ein Bild drängen sie sich plötzlich in unserem jetzigen Bewusstsein ganz weit nach vorne.
Erstaunlich, aber auch schön, wenn sich unser Gedächtnis sogar noch an frühkindliche kurze „Szenen“ erinnern kann:
Da wird, z.B., eine kleine, aber ziemlich dicke Prinzessin im Kinderwagen von zwei Frauen (Mutter und Tante?) durch den Park geschoben. Das Verdeck meines „Cabrios“ muss wohl geöffnet gewesen sein, denn ich konnte die leuchtende blaue Farbe des Himmels sehen.
Und Vater eilte zum Kiosk, um dort schnell eine leckere Waffel zu kaufen. Als er danach dem Kind diese Köstlichkeit überreicht ist das kleine Mädchen überglücklich. Wohl eines der ersten und schönsten Erlebnisse an die ich mich tatsächlich noch erinnern kann.
Solche Erinnerungen sollte man deshalb im Herzen aufbewahren, und die Gedanken an schlechteren Erlebnisse...,falls es denn möglich ist, dann besser für immer streichen.
Herzliche Grüße
Rosi65
@Rosi65
05. Oktober 2025
Guten Tag Rosi,
Du schreibst: „Solche Erinnerungen sollte man deshalb im Herzen aufbewahren, und die Gedanken an schlechtere Erlebnisse..., falls es denn möglich ist, dann besser für immer streichen.“ Und „Manchmal ist man ja selber überrascht, wenn uralte Erinnerungen so ganz plötzlich und unverhofft auftauchen.“
Ja, das vergaß ich zu erwähnen: Erinnerungen lassen sich nicht nach Belieben steuern. Oftmals kommen sie, wann es ihnen passt. Die guten – sie überraschen uns und heben unsere Stimmung.
Aber leider auch die schlechten. Oftmals schleichen sie sich nachts heran, mit Vorliebe so gegen vier Uhr. Dann ist es aus mit friedlichem Schlaf. Das Gedankenkarussel beginnt sich zu drehen und „beschert“ uns die schrecklichsten Bilder. Ich nenne das „das Morgengrauen“.
Ob dagegen ein Kraut gewachsen ist, weiß ich nicht. Aber einen Trost gibt es: Am nächsten Morgen hat sich der Spuk meistens verflüchtigt und die Welt sieht wieder freundlicher aus.
Einen schönen Sonntag und viele gute Erinnerungen!
Herzliche Grüße
Kurt
Guten Tag Kurt
viele Dinge habe ich in meinem Leben kennenlernen dürfen oder auch müssen.
Meine Kindheit ist dabei fast zu einem Tabu geworden.
Viele Erinnerungen haben mit mich geprägt, durch den Beruf meines Mannes machte ich viele Erfahrungen einige habe ich hier in den blogs auch schon beschrieben.
Nicht alles was ich gesehen und erlebt habe war positiv.
-Trockenheit in Kenia, wo die Maasai ihre einzige Kuh bis ins Centrum von Nairobi trieben, damit sie etwas Gras fanden
-meine Arbeit in Nairobi in den Slums Kibera und Mathare wo ich mit einem strahlenden Lächeln, trotz schlimmster Armut empfangen wurde.
-in Nord Korea, wo die Menschen mit Äxten das Eis von der Strasse aufschlagen mussten, damit wir mit dem Land Cruiser passieren konnten, nur um zu sehen, das die vom WFP aufgebauten Keksfabriken für das school feeding schliessen mussten, weil Sanktionen verhängt wurden, und es kein Mehl mehr gab.
-immer noch etwas ängstlich denke ich an Whitewater rafting auf dem Sambesi zurück wo wir zwischen Krokodilen und Nilpferden durchmussten, eine Woche später wurde jemand aus dem Kanu gezerrt und gefressen.
-ich durfte aber auch in vielen Metropolen der Welt sein, um nur ein paar zu nennen: New York - immer noch meine Lieblingsstadt - London wo ich selbst noch berufstätig war. Rom wo ich insgesamt 15 Jahre gelebt habe. Paris wo ich erst kürzlich war....tja Paris.....c'est la vie.....
LG globetrotter🙋♀️
@Globetrotter
5. Oktober 2025
Guten Morgen Gisela,
so viele Kisten voller interessanter Erinnerungen. Das haut einen um. Wann erscheint Dein erster Roman? Oder gibt es den schon?
Wie ich gerade schon an hade geschrieben habe: Zwischen dem fröhlichen Schwelgen in Erinnerungen und der Weigerung, sich mit Vergangenem zu beschäftigen, gibt es viele Abstufungen. Keine davon ist irgendwie besser oder schlechter, nur anders.
Du kannst jedenfalls aus den Vollen schöpfen.
Einen schönen Sonntag.
Herzliche Grüße
Kurt
da ich ein harmloses gemüt bin habe
kann ich in erinnerungen schwelgen
und das mache ich sogar sehr oft
aus nah und fern lächel
ist mir lieber als in die zukunft sehen
ganz ehrlich
lieben gruß hade
@protes
05. Oktober 2025
Guten Morgen hade,
vielem Dank für Deinen Kommentar.
vielleicht habe ich mich etwas vergaloppiert. Zwischen dem fröhlichen Schwelgen in Erinnerungen und der Weigerung, sich mit Vergangenem zu beschäftigen, gibt es noch viel Abstufungen. Keine davon ist irgendwie besser oder schlechter, nur anders.
Was mich betrifft: Bestimmte Informationen und Gedanken zu vermeiden, zu umschiffen, ihnen aus dem Wege zu gehen, hat sich bei mir bewährt. Den Kopf in den Sand zu stecken, darin bin ich Meister.
Bei Dir und vielen anderen ist das ganz anders. Das ist wunderbar, der liebe Gott hat die unterschiedlichsten Exemplare in seinem Menschenzoo.
Worin wir übereinstimmen: In der Zukunft halte ich mich so selten wie nur möglich auf. Irgendwo habe ich gelesen: „Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft noch nicht da. Genieße das Hier und Jetzt.“ – mein Motto.
Einen schönen Sonntag und
herzliche Grüße
Kurt
@Kurt20
Gut, bin ich ein Nostalgiker, ich erinnere mich jeden Tag sehr gerne, nur an die „Guten“ klar oder? Was wäre mein „Lächeln“ ohne meine Erfahrungen, die erlernten Situationen deutlich einzuordnen. Meine Augenfalten zeugen von sehr viel Humor, den Du doch auch Dein Eigen nennst. Die depressiven Stimmungen kommen erst im November vorher verweigere ich ihre Existenz, meine Erinnerungen prägen mich, mein Gesicht, meine Haltung und meine Dankbarkeit.
Wer sich von Erinnerungen negativ beeinflussen läßt…….selber schuld, denk ich.
Konnte wieder mal nicht die Finger still halten, musst damit leben Kurt, herzlichst Moni 🦋
@Schmetterling04
Hallo Moni,
habe Dich schon vermisst ;-). Ich freue mich immer über Deine Kommentare.
Dem heutigen habe ich nichts hinzuzufügen, gleiche Wellenlänge.
Einen schönen Sonntag,
herzliche Grüße
Kurt
Nein, ein(e) Nostalgiker(in) bin ich nicht, vielleicht gelegentlich mal...
Lieber Kurt,
dein Motto, das mit der Erkenntnis, am besten im Heute, im Hier und Jetzt zu leben, es zu genießen, das deckt sich mit meinem. 😊
"Den Kopf in den Sand" zu stecken, das bringt wirklich nix. Ich habe mal vor etwa 30 Jahren eine Therapie gemacht, als es mir nicht gut ging. Da hat mir die Metapher geholfen, mir vorzustellen, dass mein Bauch mit Luftballons gefüllt sei, jeder Ballon entspricht einem unbearbeiteten Problem, etwas Unverarbeitetem, auf das ich nicht gerne schauen möchte. Kommt ein neuer dazu, werden die vorhandenen zusammengedrückt, sind aber weiter vorhanden, versuchen nach oben zu gelangen.
Erst wenn sie "angepiekst" werden in irgendeiner Form, kann langsam Luft entweichen, sie werden kleiner und kleiner.....
Dieses Bild hat mir oft geholfen, unangenehme Dinge und Erlebnisse nicht zu verdrängen und sie bewusst anzuschauen. Das ist bis heute so geblieben.
Zum Schluss auch noch (m)ein Motto, dessen Fokus auch auf den Moment gerichtet ist:
denn der Augenblick ist dein Leben".
- unbekannt -
🌻🌻🌻
Katharina