4 Kurzgeschichten



Die Grasmulde.

Sie atmet heftig.Er beugt sich über sie.Ihre Augen sind geschlossen.Leise und zärtlich ruft er ihren Namen.Ihre Augen öffnen sich und schauen ihn an.Ein tiefblauer Blick hüllt ihn ein.Er legt sich neben sie.Seine Hände streicheln ihr über die warme Haut.Sie wendet sich weg und kriecht unter die Bettdecke.Sie will ihre Ruhe und schlafen.Er steht nicht auf.Er bleibt liegen und starrt an die Decke.Bewegungslos.Er findet keine Ruhe und wirft sich herum.Da starren ihn zwei blaue Augen unverwandt an.“Du?““Ja,ich!““Komm‘ zieh dich an!““Okay!“
Windstille.Gischt schäumt gegen die Felsen.Sie legen sich auf den Bauch.Sie schauen über den Rand.Sie hat Angst,greift nach seiner Hand.Er zieht sie zu sich heran.Sie schließt ihre Augen.Er küßt sie.Sie schmiegt sich an ihn.Er hält sie fest.Langsam zieht er sie immer weiter von dem gefährlichen Abgrund fort.Eine Grasmulde.Sie ruhen sich aus.

Heidi Grünwedl



Der Löwe und der Flamingo

Eines Tages kam der Löwe zum Flamingo und sagte:“Lieber Flamingo,ich habe solche Angst vor dem Krokodil.Es hat so scharfe Zähne und ich traue ihm nicht über den Weg.Wenn es daliegt,bekomme ich Panik.Schreiend laufe ich davon und verkrieche mich.Dann höre ich das Krokodil immer hinter mir lachen.Oh,Flamingo,kannst du mir nicht helfen,diese Angst loszuwerden?“Der Flamingo kratzte sich nachdenklich am Kopf.“Lieber Löwe,ich sehe dir ja deine Angst an.Du fächerst sie mir sehr geschickt auf.Aber weißt du,wenn du das nächste Mal das Krokodil so daliegen siehst,warum schmeißt du ihm nicht irgendetwas in den Rachen?Das Krokodil wird aufwachen und…!“Händeringend fährt ihn der Löwe an:“Bist du verrückt geworden?Das Krokodil geht auf mich los,wenn ich ihm etwas ins Maul schmeiße.Oh,Flamingo,komm doch mal mit.Wir gehen zusammen am Krokodil vorbei und sagen ganz freundlich guten Tag.“Der Flamingo wackelt mit dem langen Hals vor Lachen.“So ein Angsthase!“- 3 Stunden später:
Der Flamingo ist tot.

Heidi Grünwedl


21./22-6-1988


Eine Kurzgeschichte

Der Aufbruch

Seine Katze gehörte ihm nicht mehr.Er musste fort.Als er aus dem Haus trat,vernahm er ein wehmütiges Jaulen hinter sich.Es war die Katze.Er musste es über` s Herz bringen,einfach wegzugehen.Das war sein letzter Entschluss.Sie gehörte ihm nicht mehr.Aber,was lag ihm schon an einer Katze?Eine x-beliebige,nur,dass sie ihn schon seit seinem 5.Jahr begleitete.Jetzt war er 14 J.alt.Er wurde gebraucht.Er brauchte niemanden mehr.Die Katze ist ein Tier,er ein Mensch.Er hatte ein Ziel.Die Katze ist da,in der Gegenwart.In der Zukunft ist er nicht mehr da.Er ist weg.

Entschlossen lief der Junge an einem Weg entlang an einem Flüsschen.Vogelgezwitscher begleitete ihn.Die Katze hatte aufgehört,ihm zu folgen.Sie merkte,er will es nicht mehr.Der Junge möchte allein sein,aber er will nicht träumen.Sein einziger Begleiter sollte er selber sein,auf den er vertrauen konnte.Er möchte sich liebgewinnen und kennenlernen.Dazu braucht es keine Katze.Sie lenkt nur ab.
Wann hat er noch den warmen,weichen Katzenkörper gespürt?Wann sinnd seine Finger liebkosend durch das Fell geglitten,erschauernd vor so viel Zärtlichkeit?Dieses Gefühl,diese Erinnerung bleibt ihm,dem liebebedürftigen jungen Menschen.Obwohl er nicht träumen wollte,rieseln Schauer von Kinderglück durch seine Seele.Er überlässt sich ihnen,in der weiten Einsamkeit seiner Heimat.Wenn er daran denkt,fühlt er sich geborgen.Dieses Gefühl wird ihm in der Fremde immer „Heimat“ bedeuten.Vielleicht wird er eines Tages dorthin zurückkehren;aber jetzt hinaus,vorwärts,neuen Gefühlen entgegen.

Heidi Grünwedl




Der Sonnensohn


Tausend Neuigkeiten gelangen in die kleine Stadt am Nil.Ein König soll den Nil hinauf gereist kommen.Ein reicher,junger,schöner Mann,den die Sonne zu ihrem Sohn erkoren hat.Leute hinter`m Mond lassen sich immer schnell von Sonnensöhnen entflammen.Sie hoffen,dass auch sie etwas von dem Licht abbekommen,damit ihre dunklen Winkel erhellt werden.Es gefällt ihnen,sich über eine sichere Sache Gedanken zu machen.Sie schmücken die kleine Stadt am Nil,um ihren Gast würdig zu empfangen.Wird er auch zufrieden sein?Wie viele bange,liebeshungrige Mädchenherzen entfacht dieser Unbekannte schon im Voraus!Natürlich bleiben diese Gefühle noch verborgen.Die Wünsche der Allgemeinheit werden umso deutlicher bekannt gemacht.Der Dorfälteste hat in dieser Zeit viel zu tun.Er muss eine Festrede aufsetzen,beraten bei den Vorbereitungen des Festes und natürlich muss er die Sterne befragen,was sich ereignen wird.Erst,wenn alles ganz sicher ist,sind sich alle in der Stadt einig,dass nichts schlimmes geschehen wird.Doch der Dorfälteste ist auch nur ein Mensch und die Natur hat auch noch ein Wörtchen mit zu reden.
An dem Tag der Ankunft,kommt niemand.Stattdessen regnet es.Doch bald fängt es auch noch an zu gewittern.Die Menschen sitzen verschreckt und verstört in ihren Häusern.In ihren Herzen kocht die Wut gegenüber dem Dorfältesten,doch niemand wagt es laut werden zu lassen.Was ist geschehen?

Bald versammeln sich in der Hütte des Dorfältesten,Menschen allen Alters.Der Dorfälteste versucht sie zu beschwichtigen.Es gelingt ihm nicht.
In der Zwischenzeit läuft ein junger Mann den Nil entlang,durchnässt bis auf die Knochen.Er sucht das Schiff des Sonnenkönigs.Wo ist es?Er weiß,dass etwas geschehen sein muss,was unvorhergesehen war.Da stolpert er.Ein Körper liegt auf dem Weg.Völlig zerschunden.Langsam beugt sich der Suchende nach unten und sucht das Gesicht.Starre Augen blicken uhm entgegen.Der Sonnensohn ist tot.

Heidi Grünwedl

Kommentare (2)

Heidi Grünwedl

@jil

danke für dein Herz zu diesem Blogartikel hier, dankeschön.

LG Heidi

Heidi Grünwedl

@U.Petri

danke für dein Herz zu meinem Blogartikel, das freute mich sehr, dankeschön.

LG Heidi

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