BIENE MAIER ERZÄHLT AUS IHREM LEBEN (kein Bild vorhanden)


Biene Maier und Biene Huber sitzen im Goldenen Kelch bei einem Enzian zusammen. Biene Maier
erzählt aus ihrem Leben: "Ich war seit meiner frühesten Jugend berufstätig, zuerst im Eierhandel, 
dann bei einer Putzkolonne und zuletzt bei einer Getränkefirma. Mein erster Mann, Gott hab ihn 
selig, war aus Immenstadt gebürtig und von Beruf Drohne. Man soll Verstorbenen ja nichts Schlech-
tes nachsagen, aber Sie glauben nicht, wie mich dieses Insekt mit seiner penetranten Faulheit zur
Verzweiflung brachte: den ganzen lieben Tag zuhause herumhocken und Honigwein saufen. Und
wenn ich abends todmüde von der Arbeit heimkam, wollte er noch krabbeln!"
"Am Abend wird der Faule fleissig," bemerkt Biene Huber verständnisvoll.
"Da blieb ihm aber der Rüssel sauber! Und dabei war er immer so brummig."
"Brummende Bienen stechen nicht," gibt Biene Huber zu bedenken.
"Ich wüßte auch nicht, womit  d e r  hätte stechen wollen! Schließlich wurde es mir zu bunt und ich
habe ihn hinausgeworfen."
"Früh befreit hat selten gereut," sagt Biene Huber.
"Mein Zweiter war ein Nachtfalter. Der hat ja so für mich geschwärmt. Nur leider war er recht flatter-
haft. Als ich ihn mit einer Eintagsfliege erwischte, war`s natürlich aus und vorbei."
"Man soll die Nacht nicht vor dem Morgen loben," meint Biene Huber.
"Jetzt wohne ich in einem Heim für lustige Witwen, dritter Stock links. Mir wird´s auch nie langweilig
bei all den Besorgungen, die ich zu erledigen habe: kaum ist die Schlüsselblumensaison vorüber,
geht schon die Löwenzahnernte los. Ich weiß vor Arbeit manchmal nicht mehr, wo mir die Fühler stehen.
Aber das selbst Eingemachte schmeckt halt viel besser als das neumodische Zuckerzeug. Sie entschuldigen, Frau Huber, ich muß jetzt weiterfliegen zum Blütenabstauben."
"Was du heute kannst besorgen, dafür fliege noch am Morgen," ruft Biene Huber ihr nach. "Auf Wiedersehen
und guten Flug!"



 


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Kommentare (1)

KarinIlona

Na, so finde ich das Leben schön und glaubhaft beschrieben in witziger Wortwahl.
Davon würde ich schon gern noch weitere Gedankenspiele lesen... auch wenn sie etwas länger sind, meint KarinIlona


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